Dankirke. Eisenzeitliche Siedlung und Handelszentrum. Übersicht über die Ausgrabungen von 1965-1970

Authors

  • Henrik Jarl Hansen
  • Eva Hübner

DOI:

https://doi.org/10.7146/kuml.v36i36.110933

Keywords:

Dankirke, eisenzeitlich Siedlung, handelszentrum, ausgrabung

Abstract

Dankirke

Eisenzeitliche Siedlung und Handelszentrum. Übersicht über die Ausgrabungen von 1965-1970

Als man 1965 begann die eisenzeitliche Siedlung von Dankirke, südlich von Ribe, zu untersuchen, überraschte nicht nur das überaus reiche Fundmaterial. Auch die Entdekkung von Hausgrundrissen aus der älteren germanischen Eisenzeit war zu diesem Zeitpunkt etwas gänzlich Neues. Dies hat sich in den letzten Jahren, durch die Ausgrabungen zahlreicher anderer Siedlungen und Hausanlagen und nicht zuletzt auch durch die konzentrierten Untersuchungen vor allem im Gebiet von Gudme und Lundeborg auf SO-Fünen, geändert. Derartige Funde können nun dazu beitragen, reiche Siedlungen dieses Charakters in einem größeren Zusammenhang zu betrachten.

Das nach heutigen Gesichtspunkten relativ kleine Ausgrabungsgebiet von Dankirke mit gut 3000 m2 erbrachte Fundmaterial, das über einen Zeitraum von etwa 200 v. Chr. bis 750 n. Chr. spannt. Vor allem durch das reichhaltige Inventar aus dem jüngeren Teil der Besiedlung, das zahlreiche Importgegenstände aufweist, unterscheidet sich Dankirke von den übrigen eisenzeitlichen Lokalitäten in diesem Gebiet. Die in der Geest plazierte Siedlung besaß aufgrund ihrer Lage ideelle Voraussetzungen als Handelsplatz zu den fränkischen und angelsächsischen Gebieten.

Zum ersten Mal war das Nationalmuseum bereits am 4. April 1882 in einem Brief auf die Fundstelle aufmerksam gemacht worden, nachdem der damalige Hofbesitzer hier auf Urnen, Asche und Leichenbrand gestoßen war (Fig. 2). Untersuchungen fanden jedoch erst 1905 durch Sophus Müller statt, als man erneut auf die Fundstelle mit ihrem zahlreichen Keramik -und Eisenmaterial hingewiesen wurde. Er publizierte die Funde unter dem Fundort »Egebæk Huse«.

Die Suche nach dem wikingerzeitlichen Ribe führte erst in den 60er Jahren zu der Wiederentdeckung von Dankirke. Nach den Schriften von Rimbert soll König Hårik der Jüngere um 860 Bischof Ansgar den Grund für die Errichtung einer Kirche in Ribe geschenkt haben. Überraschenderweise erbrachten aber die Untersuchungen, die man 1955 im Bereich des heutigen Doms und Stadtkerns von Ribe einleitete, keine Funde, die vor 1100 datiert werden können. Erst 1970 fanden sich wikingerzeitliche Schichten außerhalb des heutigen Zentrums. Die Vermutung, daß man die Siedlung von einem ca. 6-7 km südwestlich gelegenen Feld mit Namen »Dankirke« nach Ribe verlegt hatte, war naheliegend. Durch eine private Probegrabung 1964, bei der man zufälligerweise auf ein Pfostenloch mit reichen Funden stieß, wurden die systematischen Untersuchungen der Jahre 1965-1970 durch Museumsinspektor Elise Thorvildsen vom Nationalmuseum in Kopenhagen eingeleitet.

Dankirke Ost

Die Untersuchungen der Jahre 1965-1970 umfaßten ein östliches und ein westliches Ausgrabungsgebiet. Bei den Grabungen des ersten Jahres, die sich nur in einem kleineren Gebiet im östlichen Teil erstreckten, wurde die NW-Ecke eines größeren Langhauses (Haus I) freigelegt. Außerdem legte man einen N-S verlaufenden 53 m langen Schnitt (Æ), das Hauptprofil, an, der zufälligerweise die kräftigsten Kulturablagerungen an der Fundstelle durchschnitt (Fig. 3). In den Jahren 1966 und 1967 wurden die Ausgrabungen im östlichen Gebiet fortgesetzt, die aufgrund der Terrainverhältnisse eine umfangreiche Schichtenabfolge erbrachten. Sie zeigen deutlich, daß sich die Kulturablagerungen gegen Osten in das nicht untersuchte Nachbargebiet fortsetzen.

Das oben erwähnte Hauptprofil (Æ) und ein weiterer O-W verlaufender Schnitt (Z), der nördlich von Haus I angelegt wurde, stellen die Grundlage für die Schichtenserien des östlichen Ausgrabungsgebiets dar. Man war in der Lage 16 Kulturschichten, bei denen es sich zumeist um Abfallschichten und vereinzelt um Ausräumungsmaterial von Hausbränden handelt, zu unterscheiden, die sich jedoch in ihrer Ausdehnung und Verbreitung nicht völlig decken. Vor allem die oberen Bereiche sind seit dem Mittelalter durch Beackerung stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Ihre Abfolge läßt sich grob in 3 Horizonte gliedern, die Besiedlungsphasen der älteren römischen Kaiserzeit, der jüngeren Kaiserzeit und der älteren germanischen Eisenzeit repräsentieren (Fig. 5).

Die ältere römische Kaiserzeit ist durch die beiden unteren Schichten M und N gekennzeichnet, die sich nahezu über das gesamte östliche Ausgrabungsgebiet erstrecken. Sie können aber keiner der hier freigelegten Anlagen zugeordnet werden.

Dies trifft hingegen für die darüberliegenden markanten Schichten der jüngeren Kaiserzeit, J, H und G, zu. Es ist anzunehmen, daß die vermutlich zusammengehörigen Ausräumungs- und Abfallschichten J und H, unmittelbar nördlich und östlich von Haus I, dieser Anlage zuzuordnen sind.

Diese Periode wird von der älteren germanischen Eisenzeit durch eine relativ sterile und fundarme Schicht F getrennt.

Fa, im Hauptprofil nicht vertreten, überlagert F im östlichen Bereich des Ausgrabungsfeldes Dankirke Ost. Bei dieser Abfallschicht der älteren germanischen Eisenzeit, die mit einzelnen Brandhorizonten durchsetzt ist, handelt es sich vermutlich um Ablagerungen, die zu einer Bebauung auf dem nicht untersuchten östlich anschließenden Acker gehören.

Der gleichen Periode sind die Schichten B, C, D und E zuzuordnen, die im Hauptprofil die sterile Schicht F überlagern, ebenso wie die Schichten A und XY, die man aber mit keiner der bisher freigelegten Anlagen in Zusammenhang bringen kann.

Haus I. Das einzige in Dankirke Ost freigelegte Haus (I) war auf einer natürlichen Anhöhe angelegt worden mit einer für Häuser der Eisenzeit ungewöhnlichen Orientierung in NNW­SSO Richtung, was auf die Terrainverhältnisse zurückgeführt werden kann (Fig. 4). Aufgrund seiner hohen Plazierung sind die überlagernden und umgebenden Kulturschichten abgepflügt worden. Eine sichere Verbindung mit den jüngerkaiserzeitlichen Schichten J und H aus den niedriger gelegenen nordöstlichen Bereichen kann deshalb nicht hergestellt werden. Jedoch scheinen einige stratigraphische Befunde und die Ähnlichkeiten zwischen dem Hausinventar und den Funden aus diesen Schichten auf eine Gleichzeitigkeit hinzuweisen. Das Haus besaß in seiner jüngsten Phase eine Länge von ca. 24 m mit einer Breite von etwa 6,5 m. Die Wände bestanden aus einer kräftigen doppelten Pfostenreihe. Der südliche Giebel hatte einen geraden Verlauf mit abgerundeten Ecken. Am N-Ende schienen die Wände leicht einzuziehen, was vermutlich auf eine Erweiterung zurückgeführt werden kann. Ursprünglich besaß das Gebäude nur 5 kräftige dachtragende Pfostenpaare, die mit einem Abstand von 4 m und einer Breite von 2,5 m angebracht waren. Zu einem späteren Zeitpunkt verlängerte man das südliche Ende um 4 m. In diesem Zusammenhang wurden zwei weitere, etwas schwächere, dachtragende Pfostenpaare errichtet.

Dieses Haus unterscheidet sich außer durch seine ungewöhnliche Orientierung von den meisten anderen eisenzeitlichen Gebäuden auch durch seine fast hausbreite Öffnung im Nordgiebel, die mit einem größeren Tor versehen gewesen sein könnte.

Außer dieser Hausanlage wurden in Dankirke Ost zahlreiche Pfostenlöcher nordöstlich von Haus I freigelegt, die jedoch keiner Anlage zugeordnet werden können. Weiterhin kamen einige Pfostenlochreihen zum Vorschein, die von Umzäunungen o. ä. herrühren. Eine von ihnen scheint sich in den benachbarten Acker gegen Osten fortzusetzen.

Dankirke West

Obwohl Absprachen bestanden, wurde das Gebiet von Dankirke im Herbst 1967 tiefgepflügt, wobei zahlreiche Befunde zerstört wurden. Die dabei zum Vorschein gekommenen Fundkonzentrationen wurden bei einem Besuch durch das Landesdenkmalamt 1968 festgehalten. Diese Beobachtungen und die Resultate von Luftphotos hatten zur Folge, daß sich die Ausgrabungen in den folgenden Jahren 1968, 1969 und 1970 auf den westlichen Teil des Ackers konzentrierten. Bei den Untersuchungen konnten mehrere teilweise bereits vorher bekannte Hausanlagen freigelegt werden (Fig. 6 und 7). Das vor allem im Bereich von Haus V sehr fundreiche Gebiet war leider, wie auch andere Teile von Dankirke West, durch Beackerung stark in Mitleidenschaft gezogen. Zahlreiche Funde waren aufgepflügt worden und lagen nicht mehr in situ.

Haus VIII. Das älteste, aber nur teilweise ausgegrabene Haus dieses Gebiets wurde 1970 in einem Suchgraben angeschnitten. Bisher konnte nur sein östlicher Teil freigelegt werden. Ausgehend von seiner geringen Größe, den schmalen Wandgräben und dem abgerundeten Giebel muß Haus VIII vermutlich um die Mitte der vorrömischen Eisenzeit datiert werden. Es liegt an der N-Seite einer natürlichen Erhebung, wo sich ebenfalls Kulturschichten dieser Periode befinden.

Haus IV. Auch das chronologisch folgende Haus IV wurde nicht vollständig untersucht. Bisher ist nur das W-Ende mit einer Feuerstelle freigelegt worden. Hier fanden sich zahlreiche Pfostenlöcher, die vermutlich auf mehrere Bauphasen hinweisen und die somit den Grundriß und die Orientierung des Hauses etwas unsicher erscheinen lassen. Sie scheinen jedoch Parallelen mit dem etwas späteren Haus III aufzuzeigen. Die in Verbindung mit Haus IV gefundene Keramik datiert in einen späten Teil der vorrömischen Eisenzeit, Per. IIIa.

Haus III und VII. Im Anschluß an dieses Haus wurden vermutlich die beiden Häuser III und VII errichtet, die in die ältere römische Kaiserzeit datiert werden können. Sie wurden mit einem Abstand von ca. 15 m angelegt mit der für eisenzeitliche Häuser charakteristischen WNW-OSO Orientierung.

Haus III, mit einer Größe von ca. 14,5x6,0 m, ist das kleinere der beiden. Es besaß abgerundete Giebel. Aufgrund der Beackerung war nur noch ein Eingang in der Mitte der N-Seite erhalten, wo sich ebenfalls Reste eines Wandgrabens an der Innenseite der Wandpfosten fanden. Das Haus besaß 4 Paar dachtragender Pfosten, jeweils 2 an jedem Ende, angebracht mit einem Abstand von 3 m bzw. 3,5 min der Mitte. Auch hier konnten Spuren von Umbauten und Reparaturen beobachtet werden.

Im Gegensatz zu dem relativ frei in der Mitte des Ausgrabungsfeldes liegenden Haus III kam das SO-Ende von Haus VII unter dem jüngeren Haus Vb zum Vorschein. Es besaß eine Größe von ca. 22,5x6,5 m mit 6 Paar dachtragender Pfosten, die etwa im gleichen Modulabstand von 3x3 m wie in Haus III angebracht waren. Auch dieses Haus besaß abgerundete Giebel, Eingänge in der Mitte beider Längsseiten und Wandgräben an der Innenseite der Wandpfosten. Spuren von erneuerten, dachtragenden Pfosten und Wandgräben an der NO- und SW-Ecke des Hauses weisen wie bei Haus III auf mehrere Bauphasen hin.

Die wahrscheinlich gleichzeitig angelegten Häuser III und VII enthielten beide eine große Menge an Fundmaterial, das die Anlagen sicher in die ältere römische Kaiserzeit, 1. Jh., datiert.

Haus Va und Vb. Die Häuser Va und Vb repräsentieren 2 Hauptphasen der gleichen Hausanlage, die bei ihrer Erneuerung sowohl gegen N versetzt als auch verlängert wurde. Allein die jüngere Phase Vb scheint noch zweimal erweitert worden zu sein, so daß man insgesamt 4 Bauphasen besitzt, die alle WSW-ONO gerichtet sind. Alle Häuser, die Parallelen zum Haus I aus Dankirke Ost besitzen, wurden nach dem gleichen Prinzip errichtet. Sie weisen nur 3 Paar dachtragender Pfosten mit einer Spannweite von 3 m auf, deren Abstand sich im Laufe der Entwicklung von 4-4,5 m auf 6-7,5 m vergrößert. Die älteste der Anlagen maß außen ca. 15 x 6,5 m. Vergleichsweise besaß das jüngste Haus eine Länge von knapp 22 m und eine Breite von etwa 7 m. Alle Häuser waren mit einem relativ gerade abschließenden Giebel mit abgerundeten Ecken und einer doppelten Reihe von Wandpfosten versehen. Bei dem jüngsten Haus konnte außerdem ein äußerer Wandgraben beobachtet werden. Eingänge befanden sich in der Mitte beider Längsseiten. Das Material aus Haus Va, das möglicherweise Haus I abgelöst hat, kann in die jüngere römische Kaiserzeit datiert werden. Die jüngste Phase, der viel Fundmaterial aus der älteren germanischen Eisenzeit (5. Jh.) zuzuordnen ist, wurde durch einen Brand zerstört.

Außer den 5 Hausanlagen wurden südlich einer markanten Erhebung 4 dichtliegende, kräftige, in den Untergrund eingetiefte Brunnen freigelegt. Die Brunnen, die wahrscheinlich aufeinander folgten, waren alle ohne Stützkonstruktion errichtet worden. Sie enthielten Keramikmaterial aus dem jüngeren Teil der vorrömischen Eisenzeit.

Das Fundmaterial

Obwohl es sich um ein relativ kleines Ausgrabungsareal mit wenig freigelegten Anlagen handelt, weist das Fundmaterial eine große Variationsbreite auf. Hier soll nur versucht werden, einen groben Eindruck über seinen Umfang und Charakter zu vermitteln. lm Inventar herrscht Keramik vor. Jedoch finden sich, vor allem in den jüngeren Ablagerungen, auch zahlreiche Eisen- und Bronzegegenstände und in geringerem Umfang Edelmetall. Konzentrationen von Glas kamen hauptsächlich im Bereich von Haus V zum Vorschein. Besonders erwähnenswert ist die umfangreiche Schichtenserie aus Dankirke Ost, die eine kontinuierliche Abfolge des Fundmaterials während der ersten 5 Jahrhunderte n. Chr. aufzeigt.

Spuren der ältesten Bebauung aus einem jüngeren Teil der vorrömischen Eisenzeit kamen nur in Dankirke West mit Haus VIII zum Vorschein.

Größere Mengen an Keramikmaterial treten erst ab der spaten vorrömischen Eisenzeit auf. Sie stammen ebenfalls aus dem westlichen Ausgrabungsgebiet und hier vor allem aus dem Bereich von Haus IV und den Schichten über den 4 Brunnen. Das Gefäß aus Brunnen I könnte darauf hinweisen, daß diese bereits im Zusammenhang mit der ältesten Bebauung, Haus VIII, angelegt worden sein könnten (Fig. 8). Ein Gefäß aus Haus IV, das mit seiner Form deutlich der Per. IIIa angehört, scheint mit seiner Riefenornamentik bereits in die ältere Kaiserzeit zu weisen (Fig. 9). lm allgemeinen ist das späte vorrömische Keramikmaterial jedoch durch unverzierte Gefäßtypen charakterisiert. Zur Datierung kann ebenfalls eine spätlaténezeitliche Eisenfibel aus der Kulturschicht über Brunnen IV herangezogen werden (Fig. 10).

Mit der älteren römischen Kaiserzeit vermehrt sich das Fundmaterial beträchtlich. Der größte Teil stammt ebenfalls aus Dankirke West, vor allem aus den Bereichen der Häuser III und VII, aus der Umgebung der Brunnen und dem nördlichen Ausgrabungsfeld. Darüberhinaus kommt nun auch Fundmaterial aus den beiden unteren Schichten, M und N, des östlichen Bereichs hinzu.

Vertreten ist die für Südjütland charakteristische Keramik der älteren Kaiserzeit. Ein typisches Exemplar dieser Periode ist in Fig. 11 abgebildet.

Zum ersten Mal findet sich nun auch eine größere Anzahl von Metallgegenständen und Hinweise auf Schmiedeaktivitäten. In diesem Zusammenhang müssen vor allem die verbrannten Reste eines keltischen Prachtwagens erwähnt werden, die in den Häusern III und VII zum Vorschein kamen. Darüberhinaus treten zahlreiche Eisengegenstände auf, unter denen Waffen, Nägel und Fibeln zu finden sind (Fig. 17a).

Mit dem Übergang zur jüngeren römischen Eisenzeit vermehrt sich das Fundmaterial wiederum beträchtlich. Dies sowohl in Hinsicht auf Umfang als auch Variation. Hier sind vor allem Schicht J, nördlich und östlich von Haus I, mit etwa der Hälfte des gesamten Keramikmaterials aus Dankirke Ost, die Schichten H und G sowie die Funde aus Haus I zu nennen.

Die Keramik der jüngeren Kaiserzeit steht mit ihren Formen und ihrer Ornamentik deutlich in der Tradition der älteren Kaiserzeit. Die immer noch dominierende Riefendekoration wird nun durch Gruben, Rosetten, seltener Bändern aus schräggestellten Rillen etc. ergänzt. Auch die Variation in den Gefäßformen dieser Periode ist groß (Fig. 12). Aus der Schicht H stammt eine Scherbe mit einem kleinen Glasstück, zu dem sich Parallelen in der Siedlung von Drengsted linden.

In den beiden Schichten H und J treten ebenfalls zahlreiche Metallgegenstände auf, u. a. Bronzefibeln mit hohem Nadelhalter, bronzene Randbeschlage von Trinkhörnern sowie Gegenstände aus Eisen wie Nägel, Messer, Speerspitzen, Gürtelhaken und Schlüssel (Fig. 14-17). Aus der gleichen Periode stammt ebenfalls eine Silbernadel mit Goldblechbelag und einem Kopf mit Glaseinlage, mehrere Glasfragmente sowie Glas- und Bernsteinperlen. Auch die hirschförmige Fibel muß dieser Siedlungsphase zugeordnet werden (Fig. 1).

Für Schicht G, die einen späteren Teil der jüngeren Kaiserzeit repräsentiert, sind niedrige, breite, dreigliedrige Gefäße mit annähernd senkrechtem Hals und Riefenornamentik im Schulterbereich charakteristisch (Fig. 13). In dieser Phase treten Gefäße mit in Winkeln angeordneten Rillen auf, wie beispielsweise auf dem größeren Gefäß Fig. 13c, die jedoch, wie in der vorhergehenden Periode, ebenfalls mit anderen Elementen kombiniert sein können.

Um eine bedeutende Fundgruppe, die mit der jüngeren Kaiserzeit verbunden ist, handelt es sich bei den römischen Münzen. Insgesamt sind 51 Münzen zum Vorschein gekommen, eine weitere Münze wurde bereits zu Beginn des Jahrhunderts eingeliefert, von denen der Hauptteil aus 38 römischen Münzen besteht.

Bei der ältesten Münze der Fundstelle handelt es sich um einen republikanischen Denar, der um 47/46 geprägt wurde und der in Haus VII in situ angetroffen wurde. Bei weitem zahlreicher sind, wie allgemein im dänischen Fundmaterial, die Denare aus dem 2. Jh. n. Chr. Sie stammen überwiegend aus dem westlichen Ausgrabungsfeld. Aus Dankirke Ost sind nur 6 sichere und 3 unsichere Denare zu nennen, von denen 4 unter Antoninus Pius geprägt wurden. Außerdem liegt eine Münze von Marcus Aurelius und eine von Septimius Severus vor. Sie stammen alle aus den Kulturschichten nordöstlich von Haus I.

Wie aus der Verbreitungskarte ersichtlich wird, wurden 15 Münzen in einem Gebiet von ca. 6x6 m südlich von Haus Va lokalisiert (Fig. 18). Die Münzen, deren Lage oft nur grob bestimmt wurde, stammen alle aus der Pflugschicht. Ihre Verbreitung scheint jedoch anzudeuten, daß es sich hierbei um einen geschlossenen Fund handelt. Der früheste der insgesamt 28 bestimmbaren Denare aus Dankirke West wurde unter Hadrian, Beginn 2. Jh., der jüngste unter Commodus, Ende des Jhs., geprägt. Nur eine einzelne Münze aus dem Randbereich der Konzentration, ein Antoninian (Probus), stammt vom Ende des 3. Jhs. Den Fundumständen nach ist zu vermuten, daß diese Münze zu den übrigen gehört und somit einen Deponierungszeitpunkt am Ende des 3. Jhs. oder später anzeigt. Ähnliche Niederlegungssitten sind auch von anderen eisenzeitlichen Denarschätzen wie beispielsweise Smørenge bekannt. Es ist deshalb nicht unwahrscheinlich, daß die Münzen in Dankirke West und Ost mit der Siedlungsphase der jüngeren Kaiserzeit verbunden werden können.

Auch aus der älteren germanischen Eisenzeit existiert ein umfangreiches Fundmaterial. Bei der Keramik erscheinen zum ersten Mal waagerecht durchbohrte Knubben, schmale dreigliedrige Gefäße, offene Schalen und Gefäße mit einem sogenannten »oberen Bauchknick« (Fig. 19). Daneben treten zahlreiche Miniaturgefäße auf (Fig. 21a). Die Ornamentik besteht aus Rillen, Rosetten, schmalen, verzierten Leisten u. a., in Zonen angeordnet, die die Gefäße im Schulter- und Halsbereich bedecken. In einigen Fällen treten nun auch verzierte Leisten auf, die ein geometrisches Muster bilden.

Bei den Metallgegenständen sind vor allem kreuzförmige Fibeln, Schlüssel, Waffen sowie Gegenstände aus Edelmetall zu nennen (Fig. 14, 16 und 17). Zur persönlichen Ausstattung gehören eiserne Fingerringe (Fig. 20). Außer einer kleineren Anzahl von Glasscherben und -perlen sind noch Eisenschlacken, Webgewichte und Wetzsteine erwähnenswert.

Besonders hervorgehoben werden muß das Inventar aus Haus Vb. Das Haus, das durch einen Brand zerstört wurde, beinhaltete außer zahlreichen Gebrauchsgegenständen eine große Auswahl an Eisen- und Bronzeinventar sowie einen großen Glasfund am W-Ende. Die Funde lassen in der Anlage einen Großbauernhof oder »Handelshaus« vermuten. Der untere Teil eines fast vollständigen, blauen Glasbechers mit aufgelegten weißen Fäden fand sich in situ im SW-Giebel des Hauses, die meisten der zugehörigen Fragmente lagen in der näheren Umgebung. Dominierend sind jedoch grünliche Glasfunde, häufig mit aufgelegten Fäden verziert, neben einzelnen Stücken mit eingeschliffenen Mustern und Schnabelbechern aus braunem Glas. Unter den Fragmenten scheinen sich Spitzbecher, Fußbecher (Snartemo), konische Becher, Glockenbecher, Schalen, Flaschen oder Kannen und möglicherweise Tummler zu finden. Diese Funde weisen deutlich auf Handelskontakte vor allem zu den fränkischen Gebieten hin. Unter der Keramik fand sich in den Resten eines dachtragenden Pfostenlochs ein kleines, teilweise verbranntes Gefäß, das in angelsächsischer Keramiktradition zu stehen scheint (Fig. 21c).

Auch ein Teil der zahlreichen Gegenstände aus der aufgepflügten Erde über Haus V, die mit älterem und jüngerem Fundmaterial vermischt sind, muß sicher dieser Anlage zugeschrieben werden (Fig. 22).

Zu den jüngsten Funden in Dankirke gehören 13 nicht in situ gefundene Münzen. lm östlichen Ausgrabungsbereich kamen 3 Dorestad Münzen (689-716) sowie 2 Sceattas vom Beginn des 8. Jhs. zum Vorschein. Eine der Münzen, ein goldener Triens, lag nahe Haus I über kaiserzeitlichen Kulturschichten. Aus Dankirke West stammen 8 Sceattas (friesische und englische), ebenfalls aus dem 8. Jh., 5 von ihnen fanden sich im Bereich über Haus V.

Außer diesen späten Münzfunden weisen auch einige andere Gegenstände auf eine Besiedlung bis an das Ende der jüngeren germanischen Eisenzeit hin, die etwa bis zum Beginn der ersten Siedlung in Ribe angedauert haben muß. Ihre Anlagen könnten möglicherweise in dem noch nicht untersuchten nördlichen Teil des Ackers liegen, wo entsprechende Fundkonzentrationen und Pfostenspuren beobachtet wurden (Fig. 23).

Nach dem Abschluß der Untersuchungen in Dankirke war man sich darüber im klaren, daß es sich bei dieser Fundstelle um einen außergewöhnlichen Handelsplatz handelte, vergleichbar mit Siedlungen wie Helgö im Mälargebiet. Ausgrabungen der letzten Jahre, wie z. B. in Gudme und Lundeborg auf Fünen sowie Sorte Muld auf Bornholm, haben diese Frage erneut aktualisiert.

Eine Verbreitungskarte sämtlicher eisenzeitlicher Funde aus der näheren Umgebung Dankirkes zeigt deutlich, daß die meisten Siedlungen und Einzelfunde am Übergang von sandiger Geest zu niedriger gelegenen Marschbereichen mit Tonböden plaziert sind (Fig. 24). Geestgebiete, die sich wie Zungen in die Marsch hinein bis zum Wattenmeer hin erstrecken, sind vor allem für die Gegend von Dankirke charakteristisch. Wie aus der Karte ersichtlich wird, kann vor allem im Gebiet nördlich von Dankirke von einer Fundkonzentration gesprochen werden, die darauf hinweisen könnte, daß die gesamte Bebauung wesentlich umfangreicher war. Für eine endgültige Interpretation sind auch noch zahlreiche andere Fragen offen. Interessant ist in diesem Zusammenhang z. B., ob man mit einem Schiff in die Nähe von Dankirke gelangen konnte oder ob man einen Umladeplatz dichter am Wasser -vergleichbar mit Lundeborg auf Fünen- erwarten kann. Auch die zur Siedlung gehörigen Gräber, die zur Interpretation über Umfang und Dauer der Siedlung herangezogen werden könnten, konnten bisher noch nicht lokalisiert werden.

Henrik Jarl Hansen

Nationalmuseet

Det kulturhistoriske Centralregister

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Published

1989-11-20

How to Cite

Hansen, H. J., & Hübner, E. (1989). Dankirke. Eisenzeitliche Siedlung und Handelszentrum. Übersicht über die Ausgrabungen von 1965-1970. Kuml, 36(36), 201–248. https://doi.org/10.7146/kuml.v36i36.110933