Kultbåde fra Danmarks Bronzealder

Authors

  • P. V. Glob

DOI:

https://doi.org/10.7146/kuml.v11i11.103338

Keywords:

bronzezeit, kultbåde, bronzealder, Dänemark, Danmark, religion, sonnenwagen, solvogn, kesselwagen, kedelvogn, Trundholm, Skallerup, Trushøj, Schiffssymbolik, skibssymbolik, Schiffsdarstellungen, skibsbilleder, Grevensvænge, Fårdal

Abstract

Kultboote der dänischen Bronzezeit.

Von besonderer Art sind die plastischen Darstellungen von Tieren und Menschen aus Bronze, die aus der nordischen Bronzezeit bekannt sind, freilich in sehr begrenzter Zahl. In erster Linie sind hier die Funde von Trundholm und Grevensvænge auf Seeland und Fårdal in Jütland zu erwähnen. Hinzu kommen weitere Darstellungen, teils paarweise oder einzeln gefundene Stücke, wie z. B. der Fund von Tågaborgshögden in Schonen und von Vestby in Norwegen, teils aber auch figürlich gestaltete Griffe verschiedenartiger Messer.

Zweifellos hatten diese Figuren ihre besondere Bedeutung in der bronzezeitlichen Religion, aber nur im Falle des Trundholmfundes ist dies überzeugend genug hervorgehoben. Dieser Fund wird häufig als ein Sonnenwagen charakterisiert, welches jedoch eine falsche Bestimmung ist. Die Darstellung gibt deutlich eine Sonne wieder, die von einem Pferd gezogen wird, ist aber mit Rädern ausgestattet, um zu einem kultischen Zweck Verwendung finden zu können. Der Fund kann vielleicht die Miniaturkopie eines grösseren Kultbildes sein wie schon von Sophus Müller hervorgehoben. Der Wagen ist also sekundär im Verhältnis zu Sonne und Pferd, die auch mit Schiff herumgeführt werden konnten. Das geht aus den Felszeichnungen der Bronzezeit hervor. In gleicher Weise wie Trundholm müsste man dann auch den Fund von Trushøj in Skallerup deuten. Wir sehen hier einen Kessel auf einem Schiff, die ganze Gruppe wieder auf Rädern aus Rücksicht auf den kultischen Zweck (Abb. 2). Religionshistorisch ist dieses Stück also kein Kesselwagen, wie es immer hervorgehoben wird. Es ist ein Kessel, der mit dem Boot fährt. Diese Deutung eröffnet neue Möglichkeiten für die Bestimmung eines Motivs, das sehr oft auf mitteleuropäischen Bronzen wiederkehrt, dort aber immer als Sonnenschiff charakterisiert wird. In vielen Fällen muss man eher das Motiv als Kessel deuten, welche mit dem Boot fahren. Als Beispiel sei hier das betreffende Motiv an einem Bronzegefäss aus Este angeführt (Abb. 3). Der Skallerupkessel wird hier von oben, in ornamentaler Umgestaltung, auf seinem »Doppelschiff« gesehen. Auf einem Bronzedeckel aus Monteveglio sieht man dasselbe Motiv, hier aber symmetrisch gestaltet, sowohl nach der senkrechten als auch nach der waagerechten Achse. Hinzugefügt sind ausserdem die vier Räder des Skallerupkessels (Abb. 4). Eine solche Deutung dieses Motivs schliesst jedoch nicht aus, dass verwandte Darstellungen tatsächlich Sonnenboote wiedergeben.

Es wurde oft hervorgehoben, dass das Schiff im täglichen Leben der nordischen Völker der Bronzezeit eine hervorragende Rolle spielte. Dies geht aus den zahlreichen Schiffsdarstellungen deutlich hervor, welche an den Rasiermessern der jüngeren Bronzezeit und auf den Felszeichnungen vorkommen. Diese Bilder hat schon längst Oscar Almgren als Wiedergaben wirklicher Kultboote bestimmt, die bei den religiösen Festen herumgetragen wurden. Einen entscheidenden Beweis für die Almgrensche Deutung der Schiffsbilder der Felszeichnungen würde der Fund solcher Kultschiffe innerhalb des nordischen Gebiets darbringen, und tatsächlich gibt es seit vielen Jahren solche Funde. Sie sind aber nicht erkannt worden. Wenn man nämlich auf dem sehr grossen gleichzeitigen Bildvorrat der Bronzen und Felszeichnungen baut und eine gesam­melte Komposition der 7 bzw. 5 Einzelfiguren, aus denen die beiden Funde bestehen, berücksichtigt, dann wird es wahrscheinlich, dass die Bronzefiguren aus Grevensvænge und Fårdal ursprünglich auf Miniaturkultbooten aus Holz angebracht waren. Es ist unter Verweis auf den Trundholm- und den Strettwegwagen eine allgemeine Annahme, dass diese Gruppen auf einem Kultwagen aufgestellt gewesen sind. Dagegen hat H. C. Broholm den Einspruch erhoben, dass die Figuren aus Grevensvænge Teile eines hölzernen Kultschiffes sein könnten. Er steht aber vom Versuch einer Rekonstruktion des ursprünglichen Kultbildes ab. Verwendet man indessen die klassische Wiedergabe des bronzezeitlichen Schiffes, das sich zu Tausenden findet, als Grundlage einer Rekonstruktion, dann bilden die Figuren der beiden Gruppen eine wohlkomponierte Ganzheit, in welcher nichts fehlt.

Die drei Tierfiguren des Fårdalfundes lassen sich an den Stevenspitzen eines bronzezeitlichen Schiffes zwanglos anbringen (Abb. 5). Zahlreich sind die Felszeichnungen, wo die Schiffe an den beiden hochgeschwungenen Steven ähnliche Tierköpfe tragen, wogegen der Kielsteven nach vorne seltener einen solchen Schmuck erhält, obwohl man ihn ab und zu sieht. In den meisten Fällen handelt es sich um ein Axt- oder Sonnenbild, es kann aber auch ein Tierkopf sein wie auf der Sotorp-Felszeichnung (Abb. 1), während eine Vogelfigur und eine leierförmige Figur, welche an die von Tierköpfen umschlossene Vogelfigur des Fårdalfundes erinnern, an zwei Rasiermessen aus Jütland (Abb. 7-8) zu sehen sind. Es ist einleuchtend, dass die sitzende Göttin und die Schlange eine zentrale Steile im Boote gehabt haben und nach dem Beispiel des Rasiermessers aus Vestrup entweder nebeneinander oder die Schlange hinter der weiblichen Figur (Abb. 9), obwohl die von Carl-Axel Althin vorgeschlagene Szene, »Schlangenverehrung«, wo die Schlange die Brust der weiblichen Gestalt säugt, nicht ausgeschlossen werden kann.

Die 7 Figuren des Grevensvængefundes lassen sich in gleicher Weise auf einem bronzezeitlichen Schiff anbringen (Abb. 6). Es geht aus der Zeichnung Chr. Brandts (Abb. 10) und der gehörnten Figur, die erhalten geblieben ist, hervor, dass die beiden Figurenpaare auf Ruderbänken angebracht waren, und unter Vergleich mit den Bildern des Vestrupmessers (Abb. 9) und wegen der Länge der Ruderbänke müssen die beiden axttragenden Götter vorne im Boot angebracht werden und die weibliche Gottheit, die mit einer Figur, vielleicht einer Schlange, zur Seite gestanden hat, hinter ihnen. Weiter geht es aus der Brandtschen Zeichnung hervor, dass es im Funde ursprünglich drei der zurückgebogenen weiblichen Figuren gab, welche sich an den Kiel- und Stevenspitzen anbringen lassen, wenngleich dies aus gleichzeitigen Darstellungen unbekannt ist. Dort ist aber diese »Todesgöttin« in mehreren Fällen über einem Boot wiedergegeben (Abb. 1). Diese drei Figuren können natürlich auch im Boote selbst angebracht gewesen sein, ihre Zahl aber unterstützt die hier vorgeschlagene Anbringung, vorausgesetzt dass wir auch damit rechnen dürfen, dass das Kultbild ursprünglich aus 7 Figuren bestand.

Obwohl die Figuren aus Fårdal und Grevensvænge hier auf einem Boot vom Typ der Felszeichnungen in einen Plan eingezeichnet sind, ursprünglich aber wahrscheinlich auf einem plastisch gestalteten Bootsmodel aus Holz angebracht gewesen sind, vermitteln die Rekonstruktionen jedoch eine Vorstellung von prächtigen Skulpturkompositionen dänischer Künstler vor mehr als 2500 Jahren. Die Vorbilder der einzelnen Figuren sind aber fremde gewesen. Hier wurde der Versuch gemacht, das Zusammenspielen der verschiedenen Figuren zu gestalten, und eine wesentliche Unterstützung der Almgrenschen Deutung von den Schiffen der Felszeichnungen als Darstellungen von Kultbooten ist zuwegegebracht.

 

P. V. Glob.

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Published

1961-01-29

How to Cite

Glob, P. V. (1961). Kultbåde fra Danmarks Bronzealder. Kuml, 11(11), 9–18. https://doi.org/10.7146/kuml.v11i11.103338

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