Nålemageren i Strandstien
DOI:
https://doi.org/10.7146/kuml.v10i10.103111Nøgleord:
Nadler, strandstien, Nålemager, mittelalter, middelalder, werkstatt, værksted, Brandstätte, brandtomtResumé
Der Nadler in Strandstien
Eine mittelalterliche Werkstatt in Ålborg
Im Herbst 1957 untersuchte das Historische Museum in Ålborg eine mittelalterliche Brandstätte in Strandstien, einer Gasse in der inneren Stadt. (Abb. 1) Unter einem Fussboden aus dem 14. Jahrhundert wurde eine sandige Schicht mit Holzkohlenpartikeln angetroffen (Abb. 16). In dieser schwarzen Sandschicht kam ein Feuerbecken aus schwarzgrauer steinharter Keramik zum Vorschein. Es enthielt verkohlte Nüsse und Eicheln. In derselben Schicht wurde ein Hammer mit erhaltenem Stiel, achteckiger Bahn und Nagelheber gefunden (Abb. 4). Ausserdem fand man eine sechskleeblättrige Schnalle aus Zinn in junggotischer Form, welche die Schicht zur zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts datiert (Abb. 9). Unter dieser Sandschicht erschien ein 4 bis 6 cm starker Lehmboden mit Kreisen oder Halbkreisen aus Ton (Abb. 3). Sie haben die Feuerbecken gestützt. Der Lehmboden hatte eine Fläche von 3,5 x 2,4 m und bedeckte eine 35 cm starke Sandschicht mit Kohlenpartikeln. Hier wurde an der südwestlichen Ecke eine verkohlte, hölzerne Mulde gefunden. Darin lagen 6 Münzen aus den Jahren 1234 bis 1247 2) (Abb. 2). Die Mulde hat zum Abkühlen gedient. In dieser Schicht fand man weiter grosse Mengen von Metall, Kupfer und Messing, meistens in der Form von zerbrochenen Nadeln, Draht und zerschnittenem Metallblech.
Es musste also eine Metallwerkstatt sein, und nach den vielen Nadeln wurde sie für die Werkstatt eines Nadlers gehalten 5). Dass so viele Metallteile vorhanden sind, verdanken wir einem Feuer, das den Handwerker zu schneller Flucht gezwungen hat. Später hat er die Brandstätte durchwühlt, um seine Geräte und fertige Waren zu finden. Danach hat er seine Werkstatt wiederhergestellt, nachdem er den neuen Lehmboden gelegt hatte. Ein ungelöstes Problem ist allerdings die Konstruktion des Hauses. Die Wände zeichneten sich gar nicht ab, und es gab nur zwei Pfostenlöcher, die in Beziehung auf die beiden Fussbodenschichten gebracht werden konnten. Es ist denkbar, dass die Werkstatt gar keine Wände hatte, und dass sie einfach auf einem offenen Hof oder nur unter einem Dach da stand. Auf Lindholm Høje bei Nørresundby gab es ähnliche Befunde zwischen Baustellen aus dem 11. Jahrhundert, und in Skanör Schloss in Schonen wurden auch solche Fussböden ohne erkennbare Wände gefunden. Die Skanör-Böden wurden als Fundamente für Zelte oder leichte hölzerne Bud en gedeutet 3). Jedenfalls ist die Werkstatt sicherlich sehr offen gewesen. Das Holzkohlenfeuer des Nadlers hat Kohlendioxyd entwickelt und ein ständiges Auslüften erfordert.
Die Verwendung von Eicheln und Nüsse als Feuerung hat eine moderne Parallele. In einem Brief - nach einer Rundfunkbesprechung des Fundes - erzählt ein Maler, der lange Zeit auf den Balearischen Inseln wohnte, dass man da noch Mandelschalen in den Feuerbecken benutzt 4). Die Eicheln und Nüsse des Nadlers müssen denselben Brennwert gehabt haben. Das vollständigste der Feuerbecken hat am Rande einen Diameter von 45 cm (Abb. 6). Es sieht ungefähr wie ähnliche Tongefässe aus dem friesischen und westelbischen Gebiet aus. Es ist vierfüssig mit flachem Boden. Die harte Masse ist quarzhaltig. Vielleicht dänischen Ursprungs (6).
Der Hammer hat drei Parallelen in Norwegen, die Sigurd Grieg als Tischlerhämmer erklärt 7). Ein ähnlicher Hammer aus Algade in Ålborg ist aber in einer mittelalterlichen Schmiede gefunden, und beide Hämmer tragen Spuren von Arbeit in Metall. Vielleicht ist dieser Hammertyp der gewöhnliche Typ des Mittelalters.
Einige Pfriemen aus Eisen mit Holzstielen sind wahrscheinlich auch Geräte des Nadlers, so wie ein verrosteter Stempel aus Stahl, möglicherweise ein Münzstempel (Abb. 5).
Mit Stempel sind auch einige kleine Kreuze und Figürchen aus Metallblech geschlagen (Abb. 7). Sie haben Löcher zum Annähen und dürften eine billigere Ausgabe ähnlicher Ziergegenstande aus Gold und Silber sein 10).
Krampen, Nägel und Nadeln fanden sich in Unmengen (Abb. 10). Ebenso Fragmente von Metalldraht. Aus dem dünnsten Draht ist eine Kette in einer Technik geflochten, die noch vor 100 Jahren verwendet wurde (Abb. 11).
Eine Schnalle ist durch Zusammenrollen von Metallblech verfertigt, eine andere aus schwerem Metall herausgemeisselt (oder gegossen?) (Abb. 12, 15). Ein halbfertiges Vorhängeschloss dürfte gegossen sein (Abb. 14).
Aus Zinn gegossen ist die schöne Schnalle aus der oberen Werkstattschicht, aus Blei dagegen zwei kegelförmige Spinnwirtel (Abb. 13).
Zuletzt sind 5 Pinzetten und eine Kleingerätgarnitur zu erwähnen 9) (Abb. 8).
In der nordischen Literatur gibt es nicht viel Vergleichbares. Schnallen - besonders ringförmige - kommen in mehreren Funden vor, blieben aber auch lange im Gebrauch. Bei einer Beurteilung der vielen einfachen Gegenstände dieses Fundes, die zum Teil recht selten sind, ist es deshalb von Bedeutung, dass der Fund gut datiert ist. Die jüngste Münze ist 1247 geschlagen. Eben in 1247 kamen aber die Krieger des Herzogs Abel, der seinen Bruder, den König bekämpfte, nach Ålborg und verbrannten die Stadt 1). Bei dieser Gelegenheit mag die Werkstatt zugrunde gegangen sein.
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