Eisrandstudien, ausgehend von Sermeq, SW-Grönland.
DOI:
https://doi.org/10.7146/mog.v195.148990Abstract
Beobachtungen am Sermeq und der Vergleich mit weiteren grönländischen und spitzbergischen Eiszungen ergaben:
I. Stauchmoränen, von der Stirn der Eiszunge erzeugt
a) Flachstauchung
1. auf Felsuntergrund vordringendes Eis rollt Tundra-Boden und Schutt auf
2. in Lockerboden bei geringer Tiefe vordringendes Eis preßt mit der Unterseite der aufgerichteten tiefsten Eislage steile, schmale Faltenbögen auf
b) Tiefstauchung
in Lockerboden mehrere 100 m tief eingesenkte Eiszungen pressen ihr Vorland weitreichend zu Dutzenden, eiswärts langsam ansteigender Faltenverwerfungen auf. Deren Köpfe können durch das Meer oder durch Schmelzwässer abgetragen oder übersandert werden. (Kerb-Stauchmoränen von den Flanken zweier Eiszungen erzeugt, wie auf Møn, Rügen und vermutlich im Lønstrup Klint, wurden rezent nicht beobachtet)
II. Inglaciale Entwässerung
Die inglaciale Entwässerung dürfte von der Eisoberfläche bis hin zur Mündung den kürzesten Weg benutzen. In Zungenbecken werden die Tunnel somit nicht bis auf den Grund des Eises hinabreichen. Da Eislagen am Rand der Zungenbecken aufwärts fliessen, steigen die Tunnel mit diesen empor. Die auf die Austrittsstelle ausgerichteten inglacialen Schmelzwässer behalten aber in einem neuen, tiefer gelegenen Tunnel ihre alte Lage bei.
III. Mündung inglacialer Tunnel
Auf geneigtem Felsgrund gehen inglaciale Tunnel in subglaciale über. Diese enden in von Luft durchströmten Gletschertoren. Wässer inglacialer Tunnel, die bis an den Eisrand reichen, treten wie eine Karst-Quelle aus.
IV. Verbreitung der Oser
Schuttmassen, die am Rande von Zungenbecken innerhalb des aufwärts fließenden Eises in Tunneln abgelagert wurden, gelangen auf die Oberfläche des Eises. Dort werden sie zerspült und ausgebreitet. Dies erklärt das geringe Vorkommen von Osern im Bereich von eisbedecktem Lockerboden.
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