Nørrejyske bronzebælter fra jernalderen

Forfattere

  • Joachim Werner

DOI:

https://doi.org/10.7146/kuml.v2i2.24903

Nøgleord:

bronze, jernalder

Resumé

Die Bronzegürtel von Sønder Skjoldborg, Amt Thisted

Im Jahre 1899 wurden bei Sønder Skjoldborg im Amte Thisted die Überreste zweier Bronzegürtel gefunden (Abb. 1-2). Sie lagen ohne weitere Beifunde dicht unter der Oberfläche eines kleinen Moores. Beide Gürtel bestehen aus länglichen gegossenen Bronzeplatten, die durch eine Scharnierkonstruktion miteinander verbunden waren. Von dem einen Gürtel (Abb. 1) sind nur die Reste von 6 gebogenen Bronzeplatten vorhanden, dazu ein Gürtelhaken mit Tierkopf und entsprechender Ringöse und eine vom Verschluss herabhängende Kette mit Anhängern. Vom zweiten Gürtel (Abb. 2) liegen 9 ganze und 3 fragmentarische Platten vor, die zusammen mit dem Verschluss eine Gürtellänge von 77 cm ergeben; die Zierkette ist nur in Resten erhalten. Die Scharnierstifte zur Verbindung der Platten, die vielleicht aus organischem Material (Bein oder Hartholz?) bestanden, sind bei keinem der Gürtel mehr vorhanden. Bei einem dritten, werkstattgleichen Bronzegürtel aus dem Moorfund von Karby auf Mors (Abb. 3) waren Platte und Verschluss ebenfalls durch ein Scharnier verbunden.

S. Müller setzte die drei thyländischen Gürtel an das Ende der vorrömischen oder an den Beginn der frührömischen Zeit und bezeichnete sie ais einheimische Arbeiten unter dem Einfluss einer fremden Mode. Dieser Beurteilung ist, ein halbes Jahrhundert nach ihrer Veröffentlichung, nichts hinzuzufügen, ein Beweis für den Scharfblick des grossen dänischen Forschers. Beim heutigen Stande der Forschung sind über die Feststellungen S. Müllers hinaus zwei mit den thyländischen Gürtelfunden verknüpfte Fragen von Interesse. Die eine, warum Gürtel im Moor niederlegt wurden, hängt mit dem religionsgeschichtlichen Phänomen der vor- und frührömischen Moorfunde Jütlands zusammen und kann nur von der dänischen Forschung beantwortet werden. Für das zweite, nicht minder interessante Problem der Herkunft jener »fremden Mode« und der fremden Vorbilder der jütiscben Gürtel kann die ausländische Forschung einen Beitrag beisteuern.

Zu allen drei Gürteln gehören Zierketten, die vom Verschluss herabhingen und in drei Anhängern an kleinen Kettchen endigen. Dass es sich hierbei um Imitationen keltischer Gürtelketten handelt, hatte schon S. Müller gesehen. Wir wissen heute, dass diese Gürtelketten seit der Mittellatènezeit Zubehör der keltischen Frauentracht waren und dass sie in gewissen Gegenden bis in die Zeit um Christi Geburt in der Mode blieben. Daraus muss man folgern, dass auch die thyländischen Gürtel zur Frauentracht gehörten. Eine Einzelheit erlaubt nun festzustellen, aus welcher Gegend der keltischen Welt die Vorbilder kamen, die den jütischen Bronzegiesser zu seinen Arbeiten angeregt haben. Das I-förmige Zwischenstück, das zwischen die drei Kettchen des einen Skjoldborger Gürtels eingeschaltet war (Abb. 4, 1), ist, wie der ganze Gürtel, eine recht grobe Arbeit. Umriss und gekerbter Mittelwulst zeigen, dass es auf Vorbilder zurückgeht, die keltischen Werkstätten an der mittleren Donau entstammen. Unter den Kleinfunden des bedeutenden Oppidums von Velem St. Vid in Westungarn gibt es drei Zwischenstücke (Abb. 4, 6-8), die von drei verschiedenen keltischen Gürtelketten herrühren. Sie sind sehr viel zierlicher und eleganter als ihre jütländische Nachbildung. Der Mittelwulst hat die Form eines Astragals, eine Eigentümlichkeit, die nur an entsprechenden Gürtelketten aus Ungarn begegnet. So gibt es ein weiteres Zwischenstück dieser Art aus Kunszentmarton am Körös (Komitat Szolnok)(Abb. 4, 5) und an dem Schlussstück einer Gürtelkette von Szentes an der Theiss findel sich dieselbe Astragalbildung. Man wird also mit der Annahme nicht fehlgehen, dass keltische Gürtelketten von der mittleren Donau für die Zierketten der thyländischen Plattengürtel als Vorbilder gedient haben. Die flügelförmigen Schlusstücke mit Endknöpfen bzw. mit Tierköpfen (Abb. 4, 2-4) gehen auf einfache geflügelte Anhänger von Gürtelketten zurück, wie sie vom Hradischt bei Stradonitz, dem grossen boischen Oppidum in Böhmen, bekannt sind. Die Tierköpfe sind einheimische Zutaten und lassen sich am ehesten mit den Vogelköpfen an einem Tongefäss von Skavtved in Vendsyssel vergleichen.

Für die Datierung der thyländischen Gürtel ist die Konstruktion der Metallplatten, aus denen sie bestehen, ausschlaggebend. Gürtel aus Bronzeblechstreifen, die wohl samt und sonders ais blechverkleidete Ledergürtel aufzufassen sind, gibt es in der jüngeren Latènezeit vom Fuss der Alpen bis ins norddeutsche Tiefland. Abgesehen von dem breiten Blechgurt des Bodenbacher Gräberfeldes gehören zu ihnen meist stabförmige oder durchbrochene Gürtelhaken aus den letzen Jahrzehnten vor Christi Geburt. In der norddeutsch-skandinavischen Zone leiten Sonderbildungen mit dreieckigem Eisengürtelhaken über zu den mehrteiligen, gegliederten Metallgürteln, die man auf die beiden Gruppen der holsteinisch-schwedischen Gürtel (mit Bronzeblech auf Eisenplatten) und der Stabkettengürtel (Eisenstäbe mit Bronzezwischengliedern) aufteilen kann. Die Stabkettengürtel, bisher aus Lauenburg und Brandenburg bekannt, hängen wegen der Verbindung der Stabglieder durch rechteckige bronzene Zwischenstücke (Abb. 5, 2) konstruktiv besonders eng mit den thyländischen Gürteln zusammen. Rahmenförmige Zwischenglieder zur Verbindung metallener Gürtelteile sind sonst noch für gewisse frühkaiserzeitliche Blechgürtel aus Böhmen und Mitteldeutschland charakteristisch (Abb. 5, 1). Dieses Prinzip einer beweglichen Verbindung der Gürtelplatten findet sich bereits an einem eisernen Gürtel der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts v. Chr. aus Habichtstein in Nordböhmen vorgebildet und lässt sich mit der dreigliedrigen Formgebung gewisser ostdeutsch-polnischer Bronzegürtelhaken der Spätlatènezeit vergleichen. Die Gürtelplatten von Skjoldborg und Karby sind demgegenüber nicht durch Rahmenzwischenglieder sondern durch eine Scharnierkonstruktion mit durchgeführtem losen Stift aus Holz oder Metall untereinander und mit Gürtelhaken und Gürtelöse verbunden. Sie folgen damit einem Konstruktionsprinzip, das zur Spätlatènezeit in Ostdeutschland und Polen an den sogenannten eisernen Scharniergürtelhaken (Abb. 5, 3) angewendet wurde. Zu diesen Gürtelhaken sind allerdings keine Metallstifte bekannt, man hat bei ihnen wohl durchgängig Holzstifte benutzt. Metallene Scharnierstifte an Gürteln scheint es erst seit augusteischer Zeit zu geben, und zwar bei römischen Schnallen und ihren germanischen Nachbildungen. Es beruht also kaum auf Zufall, wenn das Gürtelfragment von Karby (Abb. 3) den Einfluss frührömischer Schnallen zeigt. Das Ansatzstück der Zierkette - seine Befestigung am Gürtel ist unklar - besteht aus einem bretzelförmig eingerollten Bronzestab, wie die Gürtelrahmen frührömischer Schnallen, und ist, genau wie diese (Abb. 6), vom Scharniergelenk durch eine Zwischenleiste abgesetzt. Entsprechende römische Schnallen vom Cingulum des Soldaten waren nach Funden in Vindelicien und Britannien in der ersten Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr. gebräuchlich.

Damit ergibt sich eine Datierung der thyländischen Gürtel in die frühe Kaiserzeit, was sich durch Vergleich mit verwandten nordischen Funden bestätigen lässt. Plattengürtel mit Stiftscharnieren Iiegen noch aus Brandgräbern von Saxeröd in Bohuslän (Abb. 7) und von Ödemotland in Rogaland vor. Ihre Datierung in die frühe Kaiserzeit gibt nach C.A. Moberg der norwegische Fund durch eine eiserne Fibel mit geschweiftem Bügel. Das Grab von Saxeröd enthält neben den Gürtelplatten auch das Bruchstück einer Gürtelkette, die den vom Verschluss herabhängenden Ketten der thyländischen Gürtel entspricht. Die Plattengürtel sind ein wichtiger Beleg für das Weiterwirken keltischer Mode auf der kimbrischen Halbinsel in der frühen Kaiserzeit. Die Vorbilder für die Gürtelketten stammen, wie die I-förmigen Zwischenstücke zeigen, von der mittleren Donau. Da die Einwirkung römischer Schnallen auf den Gürtel von Karby nicht vor der Zeit des Augustus Iiegen kann, müssen die keltischen Zwischenstücke aus dem Oppidum von Velem St. Vid und von Kunszentmarton (Abb. 4, 5-8) in die jüngste Phase der Latènezivilisation Mitteleuropas, also ins letzte vorchristliche Jahrhundert gehören. Weiter wird man sie von ihren nordischen Nachahmungen nicht abrücken dürfen.

In den Ietzten Jahrzehnten vor der römischen Okkupation wirkte die keltische Kultur mit ihrer reichen Entwicklung, die in den grossen Stadtanlagen wie dem Hradischt von Stradonitz und Velem St. Vid ihren archäologischen Niederschlag fand, besonders nachhaltig auf den Norden Europas ein. Von der mittleren Donau über Böhmen-Mähren und die Flussläufe von Elbe und Oder wurde Nordjütland von diesen Kultureinflüssen erreicht. Nicht der keltische Westen sondern das Land der Boier und Pannonier muss als das Ursprungsland dieses Kulturstroms gelten, der im Norden noch weiterwirkte, als die keltische Zivilisation der Oppida durch politische Katastrophen bereits ihr Ende gefunden halte. Die Neuerungen, welche seit Augustus in der Kulturentwicklung südlich der Donau als Folge der römischen Herrschaft auftraten, wurden über das markomannische Böhmen auf denselben Wegen nach Nordeuropa vermittelt, denen vordem die Anregungen aus der keltischen Welt folgten. Die Bronzegürtel von Sønder Skjoldborg und Karby sind im Rahmen einer kulturgeschichtlichen Betrachtung deshalb so interessant, weil sie das Auftreffen der neuen römischen Einflüsse auf die retardierende, donaukeltisch bestimmte Formenwelt Nordjütlands besonders klar erkennen lassen.

Nachtrag

Auf einer Studienreise nach Österreich konnte ich im August 1952 im Naturhistorischen Museum in Wien ein weiteres Zwischenstück vom Typus Velem-Kunszentmarton (Abb. 4, 5-8) feslstellen, es stammt aus Potzneusiedl am See im Burgenland (Abb. 8, 1; Museum Wien 70914). Ein hierher gehöriger Gürtelhaken mit Tierkopf von Velem St. Vid (Abb. 8, 2; Museum Wien 32440) gibt eine gute Vorstellung vom Aussehen der keltischen Vorbilder, die den Tierköpfen der thyländischen Plattengürtel zugrunde liegen. Diese beiden mir nachträglich bekanntgewordenen Fundstücke, zu denen sich nun noch ein im Oktober 1952 von M. Hell auf dem norischen Oppidum Biberg bei Saalfelden (Salzburger Pinzgau) gefundener Gürtelhaken der Form Abb. 8, 2 gesellt, bestätigen die Abhängigkeit der oben besprochenen Gürtel Nordjütlands von donauländischen Vorlagen der Spätlatènez

Joachim Werner

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Publiceret

1952-11-29

Citation/Eksport

Werner, J. (1952). Nørrejyske bronzebælter fra jernalderen. Kuml, 2(2), 133–143. https://doi.org/10.7146/kuml.v2i2.24903

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