Hoved og hove

Forfattere

  • Ole Klindt Jensen

DOI:

https://doi.org/10.7146/kuml.v17i17.104751

Nøgleord:

Vestervig, wohnplatz, boplads, pferdknochen, hesteknogler, pferdeopfer, hesteoffer, grab, grav

Resumé

Kopf und Hufe

Bei der Ausgrabung des Vestervig-Wohnplatzes aus der älteren Eisenzeit wurde unter der Bodenschicht von Haus 3 ein auffallender Fund gemacht: Schädel und Fußknochen von einem Pferd [1]. Sie waren vom Tier abgeschlagen worden, und keine anderen Knochen lagen in der Nähe, nur einige kleine Tonscherben eisenzeitlichen Charakters. Obwohl eine Änderung in der Schichtfolge durch die Niedergrabung nicht bemerkt wurde, liegt die Vorstellung nahe, daß diese Knochen gleichzeitig oder vielleicht etwas vor dem Bau des ältesten Hauses am Ort um Christi Geburt niedergelegt worden sind. Über dem Haus waren bis in die jüngere römische Eisenzeit hinein andere Häuser angelegt worden; da jedoch die Schichtfolge von der obersten Schicht an nicht gestört war, ist es unwahrscheinlich, daß die Niedergrabung aus der jüngsten Zeit des Wohnplatzes stammt.

Der Fund unter dem Hausboden hat Parallelen hier zu Lande. Auf dem Wohnplatz Sorte Muld bei Svaneke enthielt eine Grube in der gleichen Art einen Pferdeschädel und -fußknochen. Diese Grube lag außerhalb der Hausreste, aber es konnte kein Zweifel über die Zusammengehörigkeit herrschen, indem bei den Knochen Teile von einigen Tongefäßen lagen, die ihrem Charakter nach der Tonware von Siedlungen aus der späten römischen Eisenzeit und der älteren germanischen Eisenzeit entsprechen [2].

Eine wichtige Örtlichkeit mit Pferdeschädeln und -fußknochen wurde inzwischen 1961 in dieser Zeitschrift veröffentlicht. Die Ausgrabung von Rislev auf Südseeland von J. und K. Ferdinand ergab außer diesen Knochen zahlreiche Knochen von anderen Haustieren, die jedoch nicht mit Schädel-Fußknochen vertreten waren. Außer den Tierknochen wurden Knochen von drei Menschen gefunden, von einem 18-19 jährigen Individuum, von einer ca. 30 jährigen Frau und von einem 13-15 jährigen Kind. Diese Knochenreste von Menschen lagen am tiefsten im Moor. Die Schafsknochen stammten von den obersten Schichten, während Pferde-, Rinder- und Hundeknochen verstreut oben wie unten lagen. Von den ungefähr 11 Pferden wurden nicht nur die Schädel und Füße gefunden, sondern auch markgespaltene Röhrenknochen, was zeigt, daß die Knochen, die nicht in diese besondere Zeremonie eingingen, anderweitig verwendet wurden. Das Mark und vermutlich auch das Fleisch ist gegessen worden, während Schädel, Füße und Schwanz unberührt blieben. Die Pferde waren durch einen Schlag auf die Stirn erschlagen worden.

Außer Knochen, die scheinbar in Verbindung mit einer Art von Opfer stehen - die menschlichen Reste deuten ebenfalls auf Tötung mit ritueller Absicht - wurden viele Handsteine und Äste sowie ein Tongefäß u. s. w. gefunden, die zusammen ungefähr in das 4.-5. Jahrhundert nach Christi Geburt hinweisen.

Es gibt andere Parallelen, besonders wichtig ist Barsbek, Kr. Plön. Hier fand man 1949 beim Torfstechen [3] in 1,3-1,5 m Tiefe drei Pferdeschädel und -fußknochen, mindestens 10 Hundeskelette, einige Menschenknochen und einen Teil Steine, Tongefäßscherben und ein vollständiges Gefäß mit facettiertem Rand aus der Zeit um Christi Geburt, viel Holz u. s. w. Die Pferde und Hunde waren hier scheinbar auch durch einen Schlag auf die Stirn erschlagen worden. Wichtig ist auch Oberdorla, Thüringen [4]. Hier gehört zu einem Schädel eine sehr lange Stange. Der Ausgräber vermutet, daß der Schädel in irgend einer Art auf dieser Stange gesessen hat. Skedemosse auf Øland ist das neueste Beispiel [5]. Hier wurde mehrmals diese charakteristische Knochenkonzentration gefunden, alleine an einem Ort Überreste von 5 Pferden, nämlich: vollständige Schädel, Füße und Schwanzwirbel von 3 Tieren sowie der Unterkiefer und die Fußknochen von noch 2 Pferden, in Wasser versenkt. Die übrigen Skeletteile wurden nicht gefunden, sie waren vermutlich ohne Bedeutung.

Betrachten wir das Verhältnis zwischen den Pferdeknochen in diesen Moorfunden und den in der Nähe liegenden untersuchten Wohnplätzen, läßt sich ein bedeutender Unterschied feststellen. Pferde wurden wohl gegessen, aber nur in geringem Maße, und es ist eine Frage, ob dies nicht mit einem rituellen Ziel vor Augen vor sich ging. Auf den Wohnplätzen um Skedemosse war das Pferd mit 4½ % der gesamten Knochen, im Moor dagegen mit 35 % vertreten. Dies entspricht ganz der Aussage von z. B. Sorte Muld, wo alle Knochen, abgesehen von den Pferdeknochen in der Grube, von Hunden angenagt waren. Auf die Schädel und Fußknochen hat man sorgfältig achtgegeben.

Wir haben noch ein weit verbreitetes Vorkommen von diesen Pferdeknochen: bei oder in Gräbern. Von Thüringen gibt es viele Beispiele aus dem späten Abschnitt der jüngeren römischen Eisenzeit - ältere Völkerwanderungszeit [6], später in der jüngeren Eisenzeit wird die Sitte gewöhnlicher im baltischen Gebiet und in Mitteleuropa [7]. Einige von diesen Gräbern haben direkten Kontakt mit Südrusland und dem südlichen Sibirien, wo es schriftliche Überlieferungen über Pferdeopfer in Verbindung mit Grablegungen gibt. Ibn Fadlan hat von ferne tote Pferde über Gräbern hängen sehen. Bemerkenswert ist außerdem, daß in einigen Gräbern, in denen nur der Pferdeschädel und die Fußknochen vorkommen, und die in der Nähe von Gräbern mit ganzen Pferdeskeletten liegen, die Fußknochen an dem gleichen Platz im Grab wie die entsprechenden Knochen an den ganzen Skeletten liegen. Das könnte darauf deuten, daß die Knochen in der Haut gesessen haben, als sie niedergelegt wurden.

Eine altnordische Überlieferung erzählt von einer besonders eigenartigen Sitte, nach der man einen Pferdeschädel auf eine Stange setzt, sie so gegen die Feinde richtet und sie beschwört, eine sogenannte Schmähstange [8].

Das Phänomen an sich, Schädel und Fußknochen von dem übrigen Skelett zu trennen, geht weit zurück. Schon im Paläolithikum stößt man auf niedergelegte Schädel und Röhrenknochen (nicht nur Fußknochen) von Tieren, deren Bestimmung einwandfrei religiös war [9]. In Nordeuropa hat man wahrscheinlich schon während der Bronzezeit Schädel und Füße von dem übrigen Skelett getrennt [10]. Doch finden wir mehr Beispiele aus der Zeit um Christi Geburt, teils in Mooren, teils auf Wohnplätzen. Im 4.-5. Jahrhundert wird die Sitte allgemeiner, und es kommen nun Pferdeschädel und -fußknochen in Verbindung mit Bestattungen vor.

In der Veröffentlichung des Fundes von Sorte Muld wurde vorgeschlagen, daß diese Knochen vielleicht die Haut mit den Knochen vertreten, die sich nur schwer herausnehmen ließen, und auch, daß das Fleisch und die anderen Knochen in Verbindung mit Zeremonien religiöser Art gegessen wurden. Wie weit man hier gehen kann, ist noch zu früh zu beurteilen. Der Fund von Oberdorla stützt jedoch die Annahme, daß die Haut zusammen mit den Knochen aufgehängt worden ist, eine Sitte, die geschichtliche Quellen andeutungsweise für die Vorzeit und die Wikingerzeit angeben, und die bis in unsere Zeit in der traditionellen Kultur in Altai bekannt ist, wo sie ein Glied in einer sinnvollen Opferzeremonie ausmacht. Es ist aber klar, daß es sich hier nur um Vermutungen handelt. Wir wissen nicht einmal, ob Schädel, Fußknochen und Schwanzwirbel, vielleicht die Haut mit den Knochen darin, die Hauptrolle spielte, oder ob es das Fleisch, das Mark, das Gehirn oder die Eingeweide waren, denen besondere Bedeutung zugemessen wurde. Hier soll erwähnt werden, daß in dem Fund von Käringsjömoor Tongefäße mit Spuren von Fett(?) vorkamen [11], die möglicherweise wichtige Teile einer Zeremonie widerspiegeln. Nur eines ist ziemlich sicher, daß wir ganz eigenartigen Sitten mit kultischem oder beschwörendem Inhalt gegenüberstehen.

Gerade in Verbindung mit einem Hausbau können Pferdeknochen niedergegraben worden sein. Pferdeschädel sind auch in später Zeit im Norden unter dem Dreschfußboden niedergelegt worden. Aus der späteren Eisenzeit sind mehrere Fälle im baltischen Gebiet, Polen und Westrusland von niedergegrabenen Knochen vom Pferd bekannt [12]. Es besteht auch Grund zu erwähnen, daß auf einem alten traditionsreichen Hof bei Mondsee, Österreich [13] ein mumifizierter Pferdekopf und Pferdefüße aufgehängt waren. Sie waren an einem Pfosten befestigt, und es ist vorgeschlagen worden, daß man diese Teile von einem schwachen Tier abgetrennt hat um zu vermeiden, daß die anderen Pferde auf dem Hof von der gleichen Krankheit befallen werden würden.

In seiner eingehenden Behandlung des Fundes von Skedemosse macht Ulf Hagberg darauf aufmerksam, daß ein möglicher Zusammenhang besteht zwischen den vielen Pferdeschädeln und -fussknochen und einen gemeinsamen Treffpunkt für Pferdewettlauf, bei dem die besten Tiere ausgeschieden wurden. In dieser Verbindung können Opfer zu einer Gottheit vorgenommen worden sein, um z. B. Fruchtbarkeit zu sichern. Spätere Quellen zeugen von solchen Versammlungen. Interessant ist auch, daß das Pferd nicht zuletzt in späteren Zeiten eine wesentliche Rolle als Motiv gespielt hat, wie auch viele, zum Teil phantasievolle Berichte über Pferdekult (»vølse«, Opfersuppe u. a.) in den Sagas und späteren schriftlichen Quellen als Zeugnis von der besonderen Bedeutung des Pferdes in der Religion erhalten sind.

Es ist bezeichnend, daß wir gerade in Nord- und Osteuropa die Kombination Pferde­schädel und -fußknochen so verbreitet vorfinden, während andere Tiere nicht in diese Sitte mit einbezogen worden sind, wenigstens lange nicht in dem Maße. Dagegen hat Stuart Piggott in einem anregenden kleinen Artikel [14] hervorgehoben, daß Rinderschädel und -fußknochen in anatolischen und südrussischen Gräbern vom 3. Jahrtausend an eine entsprechende Rolle spielten (am bekanntesten ist das königliche Grab in Alaca Hüyük). Mehrmals liegt die Wahrscheinlichkeit vor, daß auch hier die Haut die Verbindung zwischen Schädel und Fußknochen darstellte, aber ganz sicher wird man dieses nur sehr selten nachweisen können. Das Pferd ist etwas später durch Schädel und Fußknochen in den Gräbern vertreten, im hittitischen Gebiet im 15.-14. Jahrhundert vor Christi Geburt, in Südrusland mit den Holzkammergräbern (1700-1100 vor Christi Geburt nach Marija Gimbutas). Die Sitte, Pferdeschädel und -fußknochen (in der Haut?) niederzulegen, setzt in Südrusland fort, und es ist möglich, daß diese eigenartige Sitte von dort nach Nordeuropa gelangt ist. Auch in dem arktischen Gebiet kennen wir diese bezeichnende Kombination von Knochen, aber hier handelt es sich natürlicherweise um Rentierknochen.

Wann eine Kulturvermittlung stattfand - und noch ist es eine Hypothese, ob dies der Hintergrund für die Pferdeknochenfunde ist - läßt sich nicht leicht klarstellen, so lange unser Material noch so spärlich ist; aber in allen vorgeschichtlichen Zeitabschnitten wurde hin und wieder Kontakt von Südrusland nach Nordeuropa hergestellt. Gerade in der jüngeren Eisenzeit bestehen jedoch so deutliche Zeugnisse von Einwanderungen aus dem Osten von Stämmen, in deren Gräbern häufig Pferdeschädel und -fußknochen liegen, daß eine Verbindung eindeutig besteht. Für die älteren Zeitabschnitte müssen wir noch mehr Funde, bessere Aufschlüsse und die Hintergründe für diese besonderen Sitten abwarten, die mit den Funden von Schädeln und Hufen zusammenhängen.

Ole Klindt-Jensen

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Publiceret

1967-03-13

Citation/Eksport

Jensen, O. K. (1967). Hoved og hove. Kuml, 17(17), 143–150. https://doi.org/10.7146/kuml.v17i17.104751

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