@article{Becker_1959, title={Lergryder}, volume={9}, url={https://tidsskrift.dk/kuml/article/view/103041}, DOI={10.7146/kuml.v9i9.103041}, abstractNote={<p>Eisenzeitliche Tontöpfe mit lnnenhenkeln oder »Schwalbennesthenkeln«.</p><p>Unter den Tongefäßen der vorrömischen Eisenzeit in Dänemark befinden sich einige breite, offene Kochtöpfe, die mit schweren Innenhenkeln versehen sind. Professor Dr. Gudmund Hatt fand und beschrieb den ersten dieser Art (Abb. 1), der von einem Hausfund der Periode I bei Troldtoft im Kirchspiel Vind, Westjütland (Anm. 1-2) stammt. Jetzt sind außerdem noch vier Exemplare (Abb. 2-5) desselben Typs bekannt mit entweder zwei oder vier Henkeln, die bald senkrecht, bald waagerecht an der Innenseite angebracht sind. Alle stammen sie von Mitteljütland (Karte Abb. 13) und gehören der Periode I und II der vorrömischen Eisenzeit an. Der Typ wird als Kochtopf bezeichnet, dessen Aufhängungsschnur man gegen Verbrennung hat schützen wollen.</p><p>In der vorrömischen Eisenzeit hat man dasselbe technische Problem auch auf eine andere Weise gelöst, nämlich durch eine Durchbohrung der Gefäßwand und durch Aufsetzen einer schwalbennestförmigen Beschützung um diese herum (Abb. 6--7, 10). In einzelnen Fällen hat man bei dieser besonderen Henkelkonstruktion einen anderen Weg eingeschlagen, indem die Gefäßwand wie ein »Schwalbennest« ausgezogen worden ist und dann ein Querstück oder ein Innenhenkel an der Gefäßmündung eingesetzt worden ist (Abb. 9 und 12). Beide Prinzipe sind bei den vorrömischen Töpfen angewandt worden, und sie müssen demselben Zweck gedient haben wie die Großen lnnenhenkel. Gefäße wie Abb. 6-9 sind in Dänemark nur aus der Periode I der vorrömischen Eisenzeit bekannt (50 Exemplare in 22 Funden, von denen die 47 von datierten Siedlungsfunden stammen, d. h. von Abfallgruben oder Häusern) und auch nur von Mittel­ und Südjütland (Karte Abb. 13). Sie repräsentieren also eine gewöhnliche, aber lokal und chronologisch sehr abgegrenzte Gruppe.</p><p>Genau derselbe Typ, aber mit zwei anstatt mit vier Schwalbennesthenkeln ist durch eine Reihe Töpfe aus dem südlichen Holstein, aus Hamburg und Niedersachsen bekannt (Abb. 15, Karte Abb. 14). Man trifft auch verwandte lnnenhenkel (Abb. 16, Anm. 10-12), und die Datierung ist hier die Periode III der vorrömischen Eisenzeit (Seedorf-Stufe). Etwas jünger, aber zweifellos derselben Gruppe angehörend sind einige Scherben von der Feddersen Wierde bei Bremerhaven, die ins 2.-3. Jahrh. n. Chr. datiert worden sind (27).</p><p>In der Wikingerzeit kommen in denselben Gegenden Töpfe verwandter oder identischer Form vor. Aus dem 9., 10. und 11. Jahrh. sind solche Gefäße mit zwei Schwalbennestern von holländischen Terp-Siedlungen bekannt (28-30), von Alt-Hamburg (23), von Föhr (21) und von Lund in Schonen (20). Hinzu kommen einige dänische Funde von Aggersborg (19), Store Valby (22) und Tørring in Mitteljütland (14). Hier sind in einer Abfallgrube Teile dreier solcher Gefäße gefunden worden (Abb. 19-21) zusammen mit der Scherbe Abb. 18. Eine Grube daneben gehörte derselben Zeit an (Abb. 17).</p><p>Die beiden am besten erhaltenen Gefäße von Tørring sind 19-22 cm hoch mit einem inwendigen Randdiameter von 21 bis 27 cm. Die Mündung ist nach innen gebogen, der Boden rund. Jeder Topf hat zwei Schwalbennester und ein schweres inwendiges Querstück, bei dem (ganz wie auf mehreren der vorrömischen Exemplare) deutliche Abnutzungsspuren von der Tragschnur auf der lnnenseite zu· sehen sind.</p><p>Die Töpfe der Nieder-Elbe-Gegend und die letztgenannten aus der Wikingerzeit können einander so ähneln, daß es mit schlecht datierten Exemplaren schwierig sein kann zu entscheiden, in welches Milieu sie gehören; dieses ist der Fall mit dem Fund Abb. 22 von Aalbæk bei Esbjerg.</p><p>Die letzterwähnte Topfgruppe mit Schwalbennesthenkeln (Wikingerzeit und frühes Mittelalter) ist auch in England vertreten, teilweise, an der Ostküste, in einer Form, die sehr an die kontinentale erinnert (35), teilweise durch einen mehr lokalen Typ, der auf Siedlungen in Cornwall gewöhnlich ist (31-33), und der grob gerechnet in die Zeit zwischen dem 9. und 11. Jahrh. datiert werden kann.</p><p>Doch in England ist derselbe Gefäßtyp in einem älteren Milieu gefunden worden. Wohl sind die Funde, die in der Litteratur als Early lron Age (36-39) bezeichnet worden sind, so vage, daß man sie vorläufig nicht als sicher datiert rechnen kann; aber ein Siedlungsfund des 6. Jahrh. (Sutton Courtenay, Berkshire 40-41) hat zwei Funde solcher Töpfe mit »echten« Schwalbennestern ergeben und so den Typ zu einer Zeit erwiesen, von der bisher noch nichts entsprechendes auf dem Kontinent vorliegt.</p><p>Heute ist es daher unmöglich, die Geschichte und Entwicklung dieses Typs aufzuzeichnen. Ganz besonders schwierig zu beantworten ist die methodisch interessante Frage, oh für diesen Typ eine zusammenhängende Entwicklung innerhalb des nordeuropäischen Kulturgebietes in weitestem Sinne nachgewiesen werden kann, oder oh er zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten entstanden ist.</p><p>Zum Schluß wird ein Beispiel der unberechenbaren Neubildungen innerhalb der Gruppe der groberen Haushaltungskeramik erwähnt. Eimerförmige Gefäße mit Henkelzipfeln kommen auf nordischen Gebiet während der Wikingerzeit vor, teils in Haithabu (44), teils in Schweden (43). Ein prinzipiel ganz ähnliches Gefäß aus Vrensted im Kreise Hjørring (Abb. 23) gehört dagegen durch die Fundkombination und durch technische Kriterien (die Tonmasse) mit Sicherheit in die jüngste vorrömische Eisenzeit.</p>C. J. Becker}, number={9}, journal={Kuml}, author={Becker, C.J.}, year={1959}, month={jan.}, pages={28–52} }