1995: Kirkehistoriske Samlinger
Artikler

Middelalderlige nonneklostre mellem religiøse idealer og verdslige krav: Bidrag til historien om klostrene Vor Frue, St. Clara og St. Agnes i Roskilde

Publiceret 25.02.2025

Citation/Eksport

Hill, Thomas. 2025. “Middelalderlige Nonneklostre Mellem religiøse Idealer Og Verdslige Krav: Bidrag Til Historien Om Klostrene Vor Frue, St. Clara Og St. Agnes I Roskilde”. Kirkehistoriske Samlinger, februar, 7-30. https://tidsskrift.dk/kirkehistoriskesamlinger/article/view/151391.

Resumé

In dem Artikel wird untersucht, inwiefern mittelalterliche Frauenklöster und das Leben ihrer Nonnen durch das Spannungverhältnis zwischen den religösen Normen der Ordensregeln, denen die Klöster unterworfen waren (Leben der Nonnen in Abkehr von der Welt, Demut, Gleichheit und Armut), und den Ansprüchen der die Konvente fördernden und tragenden Gesellschaftsschichten mit ihren eigenen Normen (herrschaftsorientiertes Leben in der hierarchisch-ständisch gegliederten Welt) geprägt wurde. Untersuchungsgegenstand sind die Roskilder Frauenklöster St. Marien (gegründet ca. 1160, Zisterzienserinnen), St. Clara (gegr. 1256/57, Clarissen) und St. Agnes (gegr. 1264, Dominikanerinnen). Die drei Klöster waren hochadlige bzw. königliche Stiftungen. Insbesondere der seeländische Adel beschenkte die Klöster bis weit ins 15. Jahrhundert hinein. Dafür mußten die Konvente Gegenleistungen erbringen: 1. Unverheiratete Töchter oder Witwen wurden unter Wahrung eines gewissen Lebensstandards aufgenommen. Die Wohltäter erwarben 2. für sich und ihre Angehörigen das Recht auf Begräbnis und Totengedächtnis (Memoria) innerhalb des Klosters und konnten 3. während der spätmittelalterlichen Agrarkrise zu günstigen Bedingungen Klosterland pachten. Es finden sich zudem eine Reihe von Indizien, die dafür sprechen, daß gegen Bestimmungen der Klosterregeln die Nonnen einen ihrer adligen Herkunft entsprechenden Lebensstil pflegten. So entwickelten sich die Roskilder Klöster im 14. und 15. Jahrhundert zu integralen Bereichen der aristokratischen Gesellschaft Seelands, deren Orientierungen und Erwartungen auch das Innenleben der Konvente bestimmten. Die drei Nonnenklöster sind auf der einen Seite Exempel für den großen Erfolg der mittelalterlichen Reform- und Bettelorden innerhalb der laikalen Welt; zum anderen wird an der Geschichte der Roskilder Klöster aber auch deutlich, wie gerade dieser Erfolg die Klöster in die Gesellschaft integrierte, so daß sich die Konvente zumindest partiell den Normen der Gesellschaft anpaßten und ihre ursprünglichen Ziele teilweise aufgaben. Dabei konnten zuweilen religiöse Norm und klösterliche Realität so weit auseinanderklaffen, daß erst eine Reform diese wieder in Übereinstimmung zu bringen vermochte.