1997: Kirkehistoriske Samlinger
Artikler

»Offentlig examen« i Vonsild på Johannes Rüdes tid

Publiceret 25.02.2025

Citation/Eksport

Kaiser, Birgit. 2025. “»Offentlig Examen« I Vonsild På Johannes Rüdes Tid”. Kirkehistoriske Samlinger, februar, 7-41. https://tidsskrift.dk/kirkehistoriskesamlinger/article/view/151367.

Resumé

Im Landesarchiv in Apenrade gibt es eine einmalige kultur- und ortshistorische Quelle, nämlich die fünf Bande umfassende Kirchenbuch von Vonsild. Es stammt aus den Dienstjahren des Pastors Johannes Rüdes (1659-1708) und wird zusammen mit dem Vonsilder-Dalby-Ankündigungbuch über die Jahre 1678-1683 aufbewahrt. Vonsild gehörte zu jener Zeit zum königlichen Gebiet von Schleswig-Holstein. In kirchlicher Hinsicht gehörte es zur Probstei Hadersleben. Diese Quellen belegen vollständig die Entwicklung der Konfirmation in Vonsild sowie des lokalen Schulwesens und des Bildungsstandes der Bevölkerung. Die lückenlosen Kirchenbücher (1685-1708) beantworten eine lange Reihe von Fragen, die bis heute ungeklärt waren. So belegen die Aufzeichnungen über die Gäste desAbendmahls, dass 176 Katechumenen im Zeitraum von 1685 bis 1708 die öffentlichen Examen ablegten. Von diesen 176 konnte bei 154 das Alter festgestellt und somit ein repräsentativer Altersdurchschnitt ermittelt werden. Das Durchschnittsalter der Teilnehmer am Konfirmationsunterricht lag bei 17 Jahren (Schema 1). Ferner wurde festgestellt, dass zwischen 1685 und 1708 in der Gemeinde 260 Kinder geboren wurden, von denen 163 (63%) dass durchschnittliche Konfirmationsalter von 17 Jahren überlebten. Von den in den Jahren 1668 bis 1691 in Vonsild geborenen 312 Kindern überlebten 197 das durchschnittliche Konfirmationsalter, das sind 90% der Jugendlichen, die in Vonsild die Prüfung ablegten (Schema 2). Die Prüfung fandt oft mehrmals im Jahr und zu verschiedenen Kalendertagen statt, obwohl während der katholischen Zeit der Gründonnerstag der Einsegnungstag war (Schema 3). Viele der Catechumenen wurde »privatim« geprüft, obwohl dies bis zum Jahre 1691 nicht erlaubt war. Von diesem Jahr an sollte dann die Prüfung an einem Wochentag stattfinden. Grund dafür ist vermutlich, dass die schwachen Teilnehmer am Konfirmationsunterricht vorrangig die Prüfung nichtöffentlich ablegten, um Ihre Mängel - und die Machtlosigkeit des Pastors - nicht in der Öffentlichkeit zur Schau stellen zu müssen. Schliesslich findet man auch Dokumentationen, die nachweisen, dass in Vonsild schon vor 1650 eine Schule existierte. Es gibt viele Hinweise, dass die Kinder grösstenteils zu Hause die Grundkenntnisse erwarben und im Anschluss daran in der Kirche den katechetischen Pflichtteil absolvierten. Desweiteren wird nachgewiesen, dass die Kinder im Sinne der Lehre eines der für diese Zeit massgebenden Pädagogen, des Theologen Johan Amos Comenius, im »Informatorium der Mutterschul« (1628-31) unterrichtet wurden. Die vielen zufälligen Konfirmationstage zeugen davon, dass die Konfirmierung einerseits als eine Belohnung für den Fleiss derjenigen Katechumenen betrachtet wurde, die sich in der »børnelærdommen« um die Erlangung von Wissen bemüht hatten, und andererseits, um die anderen zu eben solchem Fleiss anzuspomen. Da mit dieser Handlung auch die bürgerlichen Rechte erworben wurde, kann sie auch mit »rite de passage« bezeichnet werden. In der Regel spielen bei Ritualen, die für alle einheitlich sind, auch äussere Zeichen eine Rolle. Wahrscheinlich war die Vaterschaft bei der Taufe damals das begehrte Sinnbild dafür, dass ein junger Mensch in die Reihen der Erwachsenen getreten war.